Bilzingsleben

Bilzingsleben ist ein Ortsteil der Landgemeinde Kindelbrück im thüringischen Landkreis Sömmerda, am Nordrand des Thüringer Beckens.

Der Ort Bilzingsleben wird erstmals im Jahr 1174 in einer Kaiserurkunde Friedrichs I. (Barbarossa) urkundlich als Güterbesitz des Klosters Roßleben erwähnt („in Bilzingsleben 10 Schilling“ Einkünfte). Eine weitere Nennung zeitlich in der Nähe erfolgte 1177, als Bischof Ulrich von Halberstadt den Güterbesitz des Nonnenklosters Roßleben u.a. „In Bulzingesleve II mansos et dimidum, XV solidus persolvendes“ (Bestätigung von 21/2 Hufen) bestätigte.

Ein Hinweis auf eine Familie von Bilzingsleben fehlt zwar, kann aber angenommen werden. Bereits mit dem 11. Jahrhundert tauchen in Thüringen vereinzelt adlige Familiennamen auf, die auf den Ortsnamen zurückgehen.

C.Duval schreibt in „Das Eichsfeld“ „Der Stammsitz derer von Bültzingslöwen ist jedenfalls das thüringische Dorf Bilzingsleben, in dessen Kirche man noch am Altare das Bültzingslöwensche Wappen erblickt.“ 

Allerdings wurde die dortige Kirche bis auf den Turmschaft Ende des 19. Jarhunderts neu gebaut, wobei das beschriebene Wappen verlorenging. Und weil das angefügte Kirchenschiff zum größten Teil auf schwachem Baugrund errichtet wurde – dort befand sich der alte Friedhof – zeigten sich wegen unterschätzter Statik bald Risse im Gefüge. Heute sind Chor und Langhaus der Kirche aus Sicherheitsgründen gesperrt und einsturzgefährdet.

Anläßlich der 800-Jahr Feier der ersten urkundlichen Erwähnung des Zeugen Rudolf von Bültzingslöwen im Jahr 1215  hat die Familie im Mai 2015 einen Familientag abgehalten und den Ort Bilzingsleben besucht. Dort wurde das aus dem Kloster Roßleben für wenige Stunden ausgeliehene Original-Dokument präsentiert und konnte von der Familie und der Ortsgemeinschaft begutachtet werden.

(Quellen: Eichsfelder Jahrbuch 1995 von Wolfgang Trappe; Vortragsniederschrift „Rudolf von Bilzingsleben“, Michael Kirchschlager 2021)

 

Postkartenmotive aus dem Jahr 1921

Bilzingsleben, St. Wigberti
 © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn

Haynrode

Haynrode ist eine Gemeinde in der Verwaltungsgemeinschaft Eichsfeld-Wipperaue im thüringischen Landkreis Eichsfeld. Haynrode ist eines der wenigen Dörfer im Landkreis Eichsfeld, die nicht zum historischen Eichsfeld gehören.

Der Ort Haynrode wurde im Jahr 1495 erstmals als Heigenrode und 1506 als Heygenrode erwähnt. Andere Quellen sprechen von einer ersten nachweisbaren Erwähnung im Jahr 1515. Die Nähe des Ortes zur Hasenburg und zur Harburg lassen jedoch vermuten, dass das Dorf schon eher gegründet wurde. 

Am 1. Mai 1515 wurden Rudolf von Bültzingslöwen, Hauptmann zu Mühlhausen, sein Bruder Heinrich sowie deren Vetter Rudolf von Bültzingslöwen durch Graf Ernst von Hohnstein mit der großen Gemarkung Haynrode belehnt. Sie errichteten die vier Haynröder Herrensitze, den Oberhof, Mittelhof, Hinterhof und den Unterhof und die Kirche St. Anna.

Spuren Bültzingslöwenscher Pfandherrschaft finden sich an verschiedenen Stellen in Haynrode. Der Mittelhof, Zehntspeicher und Herrenhaustyp des16./17. Jahrhunderts, im Volksmund wegen seiner Steinsichtigkeit „Steinernes Haus“ genannt, ist trotz abgebrannter oberer Stockwerke in seiner Anlage erhaltenen geblieben. Das großartige Langhaus entstammt in einzelnen Sektionen dem ausgehenden 16. Jahrhundert. Zwei hochgesetzte repräsentative Rundbogentüren an der westlichen Außenwand entsprechen spätgotischer Steinmetzkunst. Fast deckungsgleich kehrt sie in der Langzettbogen-Eingangstür an dem 1590 entstandenen Langhaus der Ortskirche wieder.

ANNO DOMINI 1590
WER GOTT VERTRAVT
HAT WOHL GEBAWT
ZV SOLSTATT
HANS KILLIAN
Bauermeisterinschrift mit Zeichen

Die drei Portale, stilistisch weder der Architektur des Herrenhauses noch der der Kirche zuzuordnen, entstammen womöglich dem Burg-Palas einer bischöflichen Stiftskapelle auf der Harburg.

In der Dorfkirche Haynrodes erinnern ein Ritterepitaph mit Bildsymbolen, ein Wappen sowie die Jahreszahl „1526“ an Bültzingslöwensches Patronat. Im Kirchturm hängt eine Glocke aus der genannten großen Zeit, als sie noch auf Harburg saßen. Die Glocken-Umlaufinschrift lautet:

ANNO DO. 1502 hoc opus completum per Paulum
Maes. Hilf Gott Maria berath

Da den Bültzingslöwen zugleich geistige Befugnisse oblagen, und das lange Zeit vor der Reformation, waren sie ohne Zweifel auch die Kirchengründer in Haynrode. Die Grundsteinlegung zur ersten Kirche dürfte auf die Zeit ihrer Höfeherausbildung zurückgehen.

Am östlichen Ortsausgang befindet sich ein Park mit jahrhundertealten Bäumen und der ehemalige Sommersitz der Bültzingslöwen, das Forsthaus "Mariental".

Im Dorfmuseum von Haynrode befinden sich zahlreiche Dokumente zur Geschichte der Familie von Bültzingslöwen.

Steinernes Haus - Westfassade
Bildquelle: Gerhard Haubold - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21275007

Steinernes Haus - Nördliche Giebelseite
Bildquelle: Gerhard Haubold - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15056396

Kirche St. Anna aus Südwest (1940)
Bildquelle: Erich Keiner - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21899339

Die Harburg zu Haynrode

„Harburg“ ist entsprechend althochdeutscher Ableitung ein Wotansberg; denn Wuotan-Odin-Har (Hor) stehen nach Jacob Grimms „Deutscher Mythologie“ für die höchste und oberste Gottheit, die von germanischen Stämmen verehrt wurde. Die Harburg liegt auf einem Ausläufer des Ohmgebirges nördlich über dem Eichsfelder Tor. Ihr Standort befand sich auf einem steil abfallenden Bergkegel  in 452 m Höhe und thronte 1 km südöstlich von Haynrode. Am Fuß des nördlichen Berghanges verlief die um 1600 versteinte kurmainzische Territorialgrenze, die östlich des Hubenberges nach Süden abknickte. Burgbaugrund und -baumaterial sind unterer Muschelkalk als geschichteter Bruchstein.

Das Oval des ehemaligen oberen Burgplatzes (ca 20 x 40 Meter)ist von einem eingetieften Ringgraben und Vorwall umgeben. Auf der steil abfallenden Nordseite blieb ein Stück Ringmauer, ca. 4 Meter lang und 5 Meter hoch, mit kleiner Schartenöffnung erhalten. Ein Türrestgewände lässt eine Verbindung zwischen Palas und Bergfreid vermuten. Der ehemalige Burgweg ist noch gut sichtbar und erreichte von Norden das äußere Kammertor der weitläufigen Vor- oder Unterburg. Spuren lassen erkennen, dass über einen langen Zeitraum abgetragene Burgsteine auf immer neuen Wegen zu Tal gebracht wurden. Auffällig ist häufig zutage tretendes Ziegelwerk, das vermutlich dem ausgehenden 16. Jahrhundert entstammte. Der Zerstörungsgrad durch den Überfall aufständischer Bauern 1525 hatte bei weitem nicht solche Ausmaße erreicht, dass die Burg deswegen aufgegeben werden musste. Vielmehr trugen Fortentwicklung der Feuerwaffen und unbequeme Wohnzustände erheblich dazu bei, sich von der exponierten Bergburg endgültig zu trennen und dafür die im Tal komfortabler ausgebauten Rittersitze zu beziehen.

Nach einem wechselvollem Schicksal (z.B. 1165 Zerstörung der Burg durch Landgraf Ludwig zu Thüringen oder 1525 durch aufständische Bauern) verfiel die Burg. 

C. Duval schrieb vor ca. 155 Jahren:
„Hier und da ein Rest alten Gemäuers, das sich nur wenig über den Boden erhebt und zwischen Gebüsch versteckt und von hohen Bäumen beschattet, kaum herausgefunden wir.. Erhöhungen und Vertiefungen, welche die ehemalige Lage der hier befindlich gewesenen Gebäude andeuten, Spuren eines Grabens und eine 16 bis 20 Fuß hohe Mauer mit einer kleinen Fensteröffnung, - das ist alles, was wir noch von der Harburg, welche so oft in der Geschichte des Eichsfeldes erwähnt wird, erblicken. Die hohen Türme, welche einst trotzig genug in das Tal hinabdräuten, sind gefallen, die festen Thore sind zertrümmert und die Gemächer, welche von den Tönen der Lust und der «Pokale läuten« widerhallten, sind zu Staub geworden. Die Stätte, wo einst fröhliches Leben herrschte, ist von saftigem Grün überwuchert, und da, wo sonst kräftige Menschen einherschritten, sehen wir jetzt die stumme, eilig durch Gebüsch huschende Eidechse, die scheue Bewohnerin des alten Gesteins.“

Harburg Mauerreste
Bildquelle: MacElch (Rainer Kunze), CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27843722

Gut Nahrten

Ort Nahrten

Das Dorf Nahrten lag im Landkreis von Guhrau in Niederschlesien (Regierungsbezirk Breslau) und trägt heute den polnischen Namen Naratów.

Gebäude

Das Gut Nahrten (auch „Schloß“ oder „Palace“ genannt) wurde um 1735 aus Backstein errichtet, um 1900 umgebaut und um einen Turm erweitert, der 1965 renoviert wurde. Die Frontfassade wird von einem Portal gebildet, das von Pilastern mit der Jahreszahl 1735 gerahmt wird. Rund um das Schloss befindet sich ein Landschaftspark aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einem monumentalen Baumbestand.

Familienhistorie

KARL HERMANN Heinrich Levin von Bültzingslöwen (*1801 in Liegnitz, +1871 in Nahrten) kaufte nach Beendigung seiner Offizierslaufbahn das Rittergut Nahrten von der Familie seiner Ehefrau v. Trützschler. KARL hatte Emilie v. Trützschler v. Falkenstein (*1800 in Liegnitz, +1869 in Nahrten) 1826 in Glogau geheiratet und hatte mit ihr 8 Kinder, von denen bereits 6 frühzeitig verstorben waren. 

KARL Hermann vererbte gemäß seinem Testament aus 1870 gegen Anrechnung von 88000 rx (Taler) das Gut an seinen Sohn KARL HEIMART (*1837 in Nahrten, +1918 in Breslau; Kgl.preuß.Hptm.). Mit seiner Ehefrau Marie Brandt v. Lindau (*1845, +1921) hatte Karl Heimart gemeinsam 12 Kinder, die alle auf Gut Nahrten geboren waren. Aus wirtschaftlichen Gründen verkaufte er das Gut im Jahr 1888 und zog mit seiner Familie nach Breslau. Die Nachkommen von KARL HEIMART bilden den zweiten, sogenannten „Nahrtener Ast“ der Mittelhöfer-Linie der Familie von Bültzingslöwen.

Vor 1945 waren die Besitzer des Schlosses und des Anwesens in Nahrten auch die Familien von Diebitsch, von Buddenbrock und von Meyer zu Knonow.

Ernas Erinnerungen

Die im Nahrten aufgewachsene Erna von Bültzingslöwen (1875 – 1960) beschreibt in ihren Erinnerungen aus dem Jahr 1945 das Gut mit folgenden Worten:

Nahrten ist ein schönes Gut, das außer etwas Wald neben schwerem Weizen- und Rübenboden auch leichtere Schläge für Kartoffeln usw. hatte. Das „Schloss“, wie die Wohnhäuser der Rittergutsbesitzer in Schlesien z.T. auch heute noch heißen, war von einem Wallgraben umgeben, der sich teilweise teichartig erweiterte. Er wurde von einer sehr kalten, starken und stark eisenhaltigen Quelle gespeist. Da im Frühjahr der Graben überzutreten pflegte und die zu ebner Erde gelegenen Keller und Wirtschaftsräume überschwemmt, hat unser Vater zunächst ein Viertel des Wallgrabens zuschütten lassen und auf diesem Gelände einen Rosengarten angelegt. ... Von der Hofanfahrt führte zum Schloß eine kleine Freitreppe hinauf. Etwa unter der Mitte des langsam zur Treppe hinaufführenden gepflasterten Weges war ein Wasserdurchlaß, über den man beim Aufstieg rechts in den Wallgraben, links in den Rosengarten schaute.

Der Wirtschaftshof hatte zwei Auffahrten, die eine zwischen der Inspektorwohnung und dem mit einem lustig sich drehenden Wetterhahn geschmückten mehrstöckigen Getreidespeicher, führte mit einem kurzen Zufahrtswege zu der Verbindungsstraße zwischen den beiden Dörfern Nahrten und Conradswaldau, die andere gegenüberliegende führte nach der Schäferei, dem in einem Birkenwäldchen gelegenen Friedhof und weiterhin zunächst durch die Kirschallee, dann links ab durch eine Pflaumenallee nach dem anderen Nachbardorf Schüttlau, unserem Kirchdorf.

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